Cobs Glück -- Ein roman(t)isches Märchen aus den Voralpen

(Aktualisierte Fassung vom 25. Februar 1999)



Hausmanns hessische Jurten raibeln am großen Berg und gaugern windisch. Über den mit rothen Nägele übersäten Matten am Schorneck zieht herrero ein Geier majestätisch seine kuhlen Kreise unter dem blanken Himmel.

Am Hasebrink auf der grönen Wittenauer Alm hertelt der beierische Köhler Cob seine Herde. Er lehnt rusam an der Haacke und ist riehl zufrieden. Sie hat sich gut vermeegent. Sein treuer Bullinger umkreist die Schafe aufmerksam. Der Bockel vom Hasenmüller macht zum Hoberg hin muntere Hüpfer durch die jungen Weizsäcker.

Da kommt die von ihm zutiefst angebuddete Raphaële aus dem Pusch und huschenst über die Wiesmath am Schnierle. Ihr Dirndl bauscht sich nießing im Sommerwind.

Kumm, Raphaële, luca den weisen Adler! Der bickt Dir schon net in die Finger. Und i schütz' meine Meckesheimer Herde und acht' schon ganz ruppert drauf, daß er mir kein Lamm am Berzel holt. Setz Di centellas a bisserl hina zu mir auf die Ruge!"

Sie göltert pemsel fast über einen rühlen Burstein und setzt sich ganz ernst neben ihn auf den Kalenberg unter dem majestätischen Lopez.

Ach Arnold, mir ist ja so kemmerich! Bei dem Brand haben wir bertoli alles verloren; gonzalo: Haus, Hof, die Doschka, sogar den Jalner ... Die Bethge sind verwüstet. Sämtliche Zäune und Dächer sind spreckelsen zerstört. Die gute Mohr mit ihren 27 kleinen, niedlichen Ferkeln ist verbrannt. Die Gössl sind fortgelaufen. Unser zahmer Raab, der sonst immer von seinem Pfahler zu mir auf den Sattel flog, kommt nimmer herab von seinem Wörnle. Der tapfere Mortier, deutscher Schäferhund, ist völlig verstört und jault ganz kläglich in seinem Giraud. Wir haben keinen Schilling mehr, nicht mal einen Escudero!"

Ainaud, dös kriagn mir scho hi, seibold stad! Erst lavagno ich Dir den Staub aus'm Gsichtl und die kuglerten Tränen. Da braucht man ja schier an bis zwoa Schirmer. So, jetzt hast Du koan so bleichen Teinturier mehr, der is' scho ganz rosario, und Du bist jetzt ganz baar, hanke und reinbold, gar net mehr so rupp. Brugière Dir noch a bisserl übers Haar, das krause, und flechtker den Zopf neu. Und dann trinques mal an kräftigen Schluck. Das Bier is vom Kloster Siburg und lüderig guat. Un nu net mehr Anthoni! Stamatu! A Ruíz mit'm meckesheimern und Heulen. Ihr brauch koan Sequester zu fürcht'n. Bastante! Es wird alles endress und geht wieder aufwärts mit dem Hofmann. Von Boyen ist im ganzen Kirchspiel bis nach Ohlendorf die Red':

Der Kirchmeier hat giustiniani zum Müller g'sagt, wie das ganze Dorf wird kimminich und den Niehoff wieder aufbau'n. Es kommen auch Förderer aus den Nachbardörfern, sogar aus Meinecke. Im Mai figueras mir Richtfest, und der Maikranz steht auf'm Neuhauser am Halstenbach. Dös werd a richtig's Palazuelos mit am neuen Thurow aus Eichenbalken vom Wagner -- das alte war ja eh ganz morsch -- und am scheckerten Dach, wie's die Böhmer und die Oesterreicher hab'n. Dann is nix mehr zu seh'n von dem Hildebrandt. Und der Sattler stiftet an lamberten Ortiz für das verbrannte Pferdeg'schirr.

Am Richtfest, wo's die guaten Brez'n vom Becker gibt und Bier, kulessa und nit nur a Löfflerl voll, wird der Schmidt wieder heftrich sengern. Er hat sogar mit aller Einfalt a neu's Stegerl geschuppt. A echt's beierisches, koa Technau wie in der Disco, wo's dauernd chapapria-chapapria hörst. Und auf der Stoltenburg werden's die G'schicht' aufführ'n, vom Fischer, dem Erzengel Gabriel und dem Heiligen Martín, wo die sich mit dem Evangelisten Matthias um die Selige Elisenda streiten und mit'm brittanischen Schwert bicken tun, das wird total lópez... -- Aber jetz kriag i endlich a Buesa von Dei'm barbarisch süaßen Munari..."

Sei net so eifert, Arnold, und kasper net so sabatini herum, sonst wesch i Dir a Pacini! A ruppe! Außerdem hast an Brennfleck auf Dei'm Pelz."

O Fuckerieder! Dös is aber bunsmann! Was werd der Vatter greinern! Wo den Pelz doch vaillant der Opa so hartmann mit seim Gaigl erdörbeckert hat!"

Net so schlimm, Arnold, dös heilmair. I frankenreiter den Brennfleck wie a reiserner Kürschner mit der Schaer, dann becht i ganz jochimsen an Flicken herrera, weber die stollen Kanten, und schon is all's verheyen und ballesi. Nachher siagts koa Mensch, und der Frackowiak is guzzoni wie neu."

Du schäffauerst aber auch alles und machst des g'wiß wie a g'lernter Schneider, ganz thobøll!"

Doch, es is ganz orlich g'wordn."

Ergötzt blickt Arnold in ihr himmelblaues Auge:

Jetzt wird's aber höchste Adomeit für a kloans Figueroa!"

Raphaële verspürte auch kakalick Hunger. Heute hatte sie nichts gekocht. Sie genierte sich nicht vor dem alten Freund und sprach frankenreiter:

Ich rieche Knoblauch. Is dös garcía Salami? A teutsche? DeLucat! Die is mir dieckmann die allerliebste!"

Ja," entgegnete glückherfüllt der Köhler, und an Hering hafiz in mei'm Seca, sogar heinrichtigen Mathieu, und Oliveira, dazu einen wundervollen Müller-Lancé."

Ihr wurde hellmann und warm ums Herz. Nach dem Frühstück sprach sie versonnen:

Des war ganz mazzi, Arnold, an der Brotzeit war alles barandiarán!"

Ja, die Zeiten sind reinhart. Da ist so a rechte Brotzeit das ludwigtigste. Nachher bewaltert man alles viel besser. Ich will Dir tophinke behelftrich sein, Raphaële!"

Und er sah sinnend vor sich hin. War er der richtige Freyer? Dann fragte er scholz:

Hast mi a liab, Raphaële?"

Ihr Herz raste arend. Cristóvam tosten die Gefühle in ihrem Busen. Sie konnte nur flüstern:

Ja -- Cob!!!"

In festlicher Hochstimmung zündet sich Cob zufrieden die edle Douridanoff an, die ihm kürzlich der Volondat vom benachbarten Rittergut verehrt hat. Und am Hausmannschen großen Berg raibelten die hessischen Jurten im gaugernden Windisch.



Die Autorin wünscht ergebenst einen tophinken Strnad in Semesterferien und kündet allen, die es noch nicht wissen, schon wieder von der Geburt eines neuen Seminarmitgliedes, über das in der Gefü Näheres zu erfahren ist. (Welche Nachricht heute natürlich überholt ist, doch aus dokumentarischen Gründen hier stehen bleibt.) Die neuste Neuigkeit ist der dramatische Wechsel auf der Hilfskraftebene der Geschäftsführung, zu dem sich noch ein neues Faxgerät gesellt. Alles Neue sei herzlich willkommen geheißen, die Scheidenden begleiten unsere traurigen Gefühle ebenso wie unsere besten Wünsche für glanzvolle Karrieren und lehrreiche Auslandsaufenthalte, die sich ganz besonders an Ernst Seibold richten, der sich nach Paris aufmacht, um seiner Laufbahn einen weiteren Glanzpunkt aufzusetzen und an Anja Budde, die eifrig nach Seattle strebt.



Nachtrag



Nach dem Kindersegen, der Seminarmitgliedern mittlerweile beschert wurde -- ich nenne hier einmal als Beispiel die Familien Ballesi-Hansen, Grass, Müller-Lancé, Wesch -- wurden in diesem für so manche bedeutsamen Jahr Jutta Rupp am 10. Januar Mutter eines gesunden Knaben namens Theo, und ich kann mich seit dem 27. Januar über mein drittes Enkelkind, den ersten Enkelsohn, freuen, der Arno Mathieu heißt und alle Seminarmitglieder herzlich grüßen läßt.